Navit wird natürlich richtig interessant, wenn man es auf einem mobilen Gerät anwenden kann. Das ist dem Navit-Team auch klar, und es hat auch verschiedene Versionen für solche Geräte im Angebot. Ich habe das mal auf einem ausrangierten Samsung Galaxy S3 ausprobiert und war positiv überrascht, wie gut es doch auf einem "schwachem Rechner" funktioniert. Es ist sogar eine Funktion integriert, das man Karten direkt aus navit heraus downloaden kann und diese sofort aktiv werden. Aufgrund der Datengröße sollte ein Download über ein Heimnetzwerk gemacht werden, sonst ist das freigegebene Datenvolumen schnell erreicht. Die Kartendaten stammen aus dem Open-Street-Map-Projekt und sind somit kostenlos. Es sind mehrere GPS-Quellen möglich, so kann man z.Bsp. sehen, wo sich ein Freund gerade befindet oder einen bereits zurück gelegten Weg nochmal anzeigen. Man kann seine Tracks aufzeichnen, das Erscheinungsbild anpassen, Fahrzeuge definieren und verändern, um die Navigation anzupassen. Man kann eigene sogenannte OSD-Objekte (On-Screen-Display) definieren. um mehr Infos zu erhalten oder das Programm zu steuern. Navit besitzt eine 2D- und 3D-Ansicht. Die Karte kann eingenordet oder nach Fahrtrichtung ausgerichtet werden. Man kann eine Unmenge von Lesezeichen (Favoriten) übersichtlich in verschiedenen Ordnern anlegen.
Ob Navit die beste Navigationssoftware ist, ist Geschmacksache. Wenn man sich mit Navit ausgiebig beschäftig, kann man doch eine ganze Menge an Parametern beeinflussen, um die Navigation anzupassen. Das wird allerdings für manchen zu schwer oder zu aufwendig sein. Die Standardeinstellungen der Android-Version sind aber auch ganz OK. Ich möchte hier ausdrücklich darauf hinweisen, dass Navit jeder nutzen darf. Das Projekt wird von Menschen betreut und verbessert, die das ohne Bezahlung in ihrer Freizeit erledigen. Auch das oben schon erwähnte Open-Street-Map-Projekt wird von Millionen von Mitgliedern am Leben erhalten und stellt uns Nutzer die Kartendaten der ganzen Welt kostenlos zur Verfügung. In beiden Projekten sind Interessierte jederzeit herzlich Willkommen.
Allerdings muss auch hier wieder gesagt werden: Der Computer ist nie schlauer als der, der davor sitzt. Navigationssoftware sind ein gutes Hilfsmittel, aber letztendlich bleibt die Entscheidung beim Menschen selbst. Es sind schon Menschen in ein Hafenbecken gefahren, weil Ihr Navigationsgerät das so wollte, Kürzlich hat sich ein Unfall mit einem LKW ereignet, weil der LKW sich in einer Gasse festgefahren hatte. Der Schaden war mehrere hunderttausend €, die Schilder Verbot für LKW waren nicht zu übersehen.
Damit man Navit gut nutzen kann, sollte man vorher ein paar Dinge prüfen:
Das Gerät muss ein GPS-Empfänger besitzen.
Es muss genügend Speicherplatz vorhanden sein. Navit selbst ist nicht groß, aber die Karten wollen dann schon mal ein paar Gigabyte haben, je nach Karte.
Man sollte für eine individuelle Konfiguration die Möglichkeit haben, das Mobilgerät mit einem Rechner zu verbinden, z.Bsp. USB-Kabel, Netzwerk, etc.
Eine Installation mittels Google-Play oder ähnliche Dienste, abgesehen von F-Droid, empfehle ich nicht, die spionieren schon genug. Außerdem wird Navit ständig verbessert, bei solchen Diensten erhält man dann meist eine ältere Version.
Es gibt 2 Varianten, Navit auf einem Android-Gerät zu installieren. Die einfache Variante reicht für die meisten Nutzer aus. Die schwierige Variante besteht darin, Navit selbst zu kompelieren. Das ist nur sinnvoll, wenn man den Quelltext verändern möchte, bevor man es auf dem Gerät installiert, vielleicht um diesen Tipp zu nutzen. Dazu sind Kenntnisse in der Programmiersprache C notwendig. Ein sogenanntes Rooten des Mobilgerätes ist nur dann notwendig, wenn man die Kamera nutzen möchte.
Die einfache Variante
Um Navit in der aktuellen Version zu installieren, sind nur 3 Schritte notwendig:
Man kopiert diese Datei auf das Gerät, wenn man diese mit einem externen Rechner herunter geladen hat.
Man navigiert am Mobilgerät mit dem internen Dateimanager zu dieser Datei und klickt sie an. Damit navit installiert werden kann, muss die Option aus unbekannten Quellen einmal freigeschaltet werden.
Hier ist viel Ahnung gefragt, man muss Nerven besitzen, man muss mit Fehlermeldungen umgehen können und Ahnung von seinem Betriebssystem haben. Wer Kenntnisse in der Programmiersprache C hat, kann sich mittels dieser Methode den Quellcode persöhnlich anpassen.
Der eigentliche Ablauf sieht etwa so aus:
Quellcode downloaden
Android-SDK, Android-NDK und Java müssen auf dem System vorhanden sein.
Mittels cmake das Kompelieren vorbereiten
Mittels make kompelieren
Mittels make apkg die APKG-Datei bauen
Auf der Android-Development-Seite des Navit-Projekts ist eine Anleitung, wie man den Quelltext holt und ihn kompiliert. Ich werde diese einzelnen Schritte nicht abkupfern, ich will nur ein paar Details dazu geben:
Den aktuellen Quellcode kann man von GitHub oder mittels git clone https://github.com/navit-gps/navit.git herunterladen.
Die Variable PATH muss in der aktuellen Shell, wie dort beschrieben, erweitert werden. Was wirklich in der Variablen gespeichert ist, kann man mit echo $PATH prüfen.
Das erforderliche Packet ant1.8 heißt bei mir nur ant und war schon standardmäßig installiert.
Bei diesem langen cmake-Satz musste ich den Parameter -DANDROID_API_VERSION=8 in -DANDROID_API_VERSION=22 ändern. Im anschließenden Make-Befehl war sonst ein Fehler, aber auch ein Hinweis, um meine Version ermitteln.
Im Quellcode befindet sich auch ein Skript, um eine APKG-Datei zu erstellen. Dieses findet Ihr unter navit/ci/build_android.sh.
In der Navit-App gibt es im Menü einen Eintrag, wo man direkt Karten downloaden kann (Menü - Werkzeuge - Kartendownload). Diese Karten können dann sofort genutzt werden. Eventuell ist ein Beenden und Neustarten von Navit notwendig. Dieser Download sollte über ein Heimnetzwerk erfolgen, da sonst das Datenvolumen schnell aufgebraucht ist. Navit bezieht die Daten aus dem OpenStreetMap-Projekt (kurz OSM). Es gibt auch eine deutsche Seite. Mehr dazu hier.
Die Karten werden an folgendem Ort gespeichert: /storage/emulated/0/navit/ bzw. /sdcard/navit, was nicht die externe SD-Karte ist. Alle Karten, die in diesem Ordner gespeichert werden und mit der Endung .bin enden, sind nach einem Neustart aktiv.
So einfach, wie das ist, so schwierig ist es auch. Hat man als Beispiel die Karten von Hessen und von Thüringen herunter geladen, und man pendelt zwischen diesen beiden Bundesländern, fängt Navit irgendwann an und spinnt. Mitten auf der Autobahn soll man dann ständig irgendwo abbiegen und dem Straßenverlauf doch wieder folgen. Was ist denn da los? Der Grund dieses Übels besteht darin, dass sich die 2 Karten überschneiden. So sind viele Straßen doppelt vorhanden.
Um sowas zu vermeiden, braucht man eine Karte, die Hessen und Thüringen beinhaltet. Diese kann man aber nicht in diesem Menü downloaden. Auf der Seite Navit :: Planet Extractor kann man vordefinierte Gebiete oder manuell ausgewählte Bereiche als .bin-Datei herunterladen. Die hier geladene Datei verschiebt man in den oben genannten Ordner, löscht alle anderen Karten und alles ist gut.
Wie man auf dem Screenshot dieser Webseite erkennen kann, lassen sich Erstellungsdatum (oben, hier der 14.2.2015), die Dateigröße (hier 453 MB) und die Koordinaten schon vor dem Donwload ablesen. Die Kartendaten sind in der Regel nie älter als 2 Wochen. Hatte ich schon was zum Preis gesagt? 0 €.
Anmerkung: Manche Systeme kommen mit Dateien nicht zurecht, die größer als 4 Gigabyte sind. Bei einer SD-Karte, die im FAT32-Format formatiert wurde, ist das zum Beispiel der Fall. Danke für den Tip.
Wenn das Gerät nicht sehr alt ist, kann man mal probieren, die SD-Karte im exfat-Format zu formatieren und prüfen, ob das Gerät die so formatierte SD-Karte akzeptiert, auch wenn das nicht in der Bedienungsanleitung erwähnt wird. Beim Samsung Galaxy S5 ist das z.Bsp. der Fall.
Navit kommt mit einer recht guten Grundkonfiguration. Man kann zwischen verschiedenen Fahrzeugen oder Ansichten wählen, entsprechende Karten herunterladen usw.. Will man Navit tiefgründiger anpassen, muss man sich wohl oder übel mit der Datei navit.xml beschäftigen.
Was kann man denn da alles einstellen?
das Startverhalten von Navit anpassen
den oder die GPS-Daten-Sender und andere Datenquellen einrichten (Navit kann prima mit mehreren GPS-Sendern umgehen.)
das Verhalten von Navit anpassen
festlegen, ob und wie Navit zurück gelegten Weg aufzeichnen soll (für spätere Analyse oder Berichtigungen einer Karte)
eigene Fahrzeuge erstellen und Fahrzeuge anpassen, somit auch das Navigationsverhalten anpassen
den Speicherort der Kartendaten ändern (z.Bsp. auf einer externen SD-Karte)
Layouts (Aussehen der Karte) verändern oder neu erstellen
sogenannte On-Screen-Display-Objekte erstellen, einstellen, verändern oder löschen, das sind z.Bsp. Kompass, Geschwindigkeit, Höhe über NN, derzeitiger Straßenname, Restweg, Restzeit, Durchschnittsgeschwindigkeit, maximale Geschwindigkeit, Radarwarner, Warner für zu schnelles Fahren, verschiedene Buttons mit entsprechenden Funktionen uvm.
Was braucht man denn dazu?
einen Rechner, der sich mit dem Mobiltelefon verbinden kann, und einen Text-Editor
Interesse und Lust, was zu lernen
Geduld
Zeit, die Änderungen müssen ja auch getestet werden.
eine Datei namens navit.xml
Erfahrung im Umgang mit Dateien und Verzeichnisse, man sollte immer eine Sicherungskopie der Datei navit.xml haben
Was macht man mit der Datei navit.xml?
auf das Mobilgerät kopieren in den Ordner /storage/emulated/0/navit, das ist das Verzeichnis, wo die heruntergeladenen Karten sind
das Programm Navit starten und kontrollieren, ob alles in Ordnung ist.
Was und wie kann ich was ändern in der Datei navit.xml